LETTERFÄLLE - BOIS

ANGEREGT VON A. THOMKINS zurückhüpfenden (sin komhT) Wortspielen begann ich 1988 „letterfällige“ Akrosticha auszudenken. Die Tendenz zu lit. Kürzeln ergab sich aus chronischem Zeitmangel (Muße ? Leben), ein tägl. Hanteltraining ließ sich mir dieser Art belletr. Disziplin gut verbinden. Die Aufgabe: in der·Stemmzeit von ca. 10 Minuten je 1 gedanklich rostsicheres Akrostichon aus Wörtern des tägl. Gebrauchs zu machen; gelegentlich erschwert durch Beschränkung auf gleichlange Wörter, um quadratische oder anders getrimmte Lösungen zu erhalten. Die von mir so genannten „Letterfälle“ habe ich 1990 in dem Buchobjekt „Letterfälle bois“, Wien Paris Zürich, zusammengefasst. Von den geplanten 51 Exemplaren sind erst 9 Stück fertiggestellt, die Auflage stockt - kleine Druckerei beim Père-Lachaise. 1992 bot mir „museum in progress“ an, die Letterfälle einmal wöchentlich in der Wiener Tageszeitung „Der Standard“ zu veröffentlichen. Die Serie erschien von Feb.’92 bis Jan.’93 und wird als Sammelband „Standard Letterfälle in Klarsicht hüllen“ von „m.i.p.“ herausgegeben. Auch als Bildgründe habe ich Letterfälle verwendet, als Siebdrucke und anders.

Das „Letterfälle bois“-Buchobjekt, ein Block lose ineinandergelegter je zweimal gefalzter länglicher Druckbögen (Xerokopien) enthält auch Abbildungen meiner ersten bois, kleiner Holzskulpturen, die ich etwa zur selben Zeit gemacht habe. Anders als für die hophop-Gewichthebgedichte laß ich mir für die bois Zeit – Sommerferien – Wald – bois. Das Material, Schnittreste, stellt mir der Tischler ein- zweimal jährlich vor die Tür. Auf einem Tisch vor dem Haus werden die Teile, sortiert nach Grundformen, zuerst mit gehörigem Brio zusammengehalten, dann möglichst idiostatisch untereinander verleimt. Mein erstes bois habe ich aus kleinen Wegwerfteilen, nach Handwerkern aus einem Papierkorb gefischt, mit postbeuysischer Verve in dessen Schachtelmultiple „Intuition“ eingefügt. Tischlers wiederhohes Liegenlassen von Holzschnittresten boiszenierte mich vollends. Manche der urförmigeren bois versetze ich noch durch Beschriftung auf „Elef – Niveau“. Anspruchsvollere Gebilde weisse ich und starte sie (bois - girls) besonders aus (Mitgift?) - daher: „sieh’ ob fehlen Teller!“

Erstveröffentlicht in: LETTERFÆLLE BOIS – SIEH’ OB FEHLEN TELLER, Ausst.-Kat., Galerie Heike Curtze, Wien 1993,

Dominik Steiger, LETTERFÄLLE BOIS, Buchobjekt. Typografica, Paris 1991, 58 S., 24 x 16 cm

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